28.2.07

Ankommen bei sich selbst: Wieder fühlen lernen.

"...Fühlen ist heilend und macht aus dem verworrenen und verwirrenden Puzzle-Spiel unseres Lebens etwas Einfaches, Ganzes. ...Fühlen ist etwas Unmittelbares, etwas, das so nah, so direkt in unserem Kern, in unserem Herzen stattfindet, dass wir es übersehen, weil wir nicht gewohnt sind, unsere Aufmerksamkeit so dicht in unserer Mitte zu halten. ...Fühlen ist das übersehene, nicht bemerkte unmittelbare innere Erleben, das im Zentrum stattfindet, während unsere Aufmerksamkeit nach außen gerichtet ist, wo sich das befindet, worauf wir unser Begehren richten oder wovor wir Angst haben. Fühlen ist das, was in unserer Mitte geschieht, während wir mit unserer Aufmerksamkeit außerhalb sind, um etwas von der Welt um uns herum mitzubekommen. Das Interessante ist, dass wir von der Welt um uns herum tatsächlich mehr wahrnehmen, wenn wir mit der Aufmerksamkeit in unserer Mitte sind und fühlen. (Safi Nidiaye [2006]. Wieder fühlen lernen. München: Integral.) Mit diesen Worten beschreibt Safi Nidiaye, wie unser Fühlen einem Kompass gleicht, der uns hilft, unsere Lebensspur und unseren Lebenssinn zu finden. Diese Einstellung kann hilfreich sein, auch unangenehme Gefühle anzuschauen und die Botschaft darin zu entschlüsseln. Alles, was uns bewegt, bringt uns weiter und schenkt uns Energie zum Handeln.
Ich will ein Beispiel geben: Ein Mitarbeiter in einem Unternehmen fühlt sich ungerecht behandelt bei der Verteilung von Aufgaben. Er spürt immer wieder, dass er ungern zu seinem Arbeitsplatz fährt, dass er die Lust an seiner Arbeit mehr und mehr verliert... seine Arbeitswelt ist für ihn immer weniger 'in Ordnung'. Was nun? Er nimmt sich Zeit, nachzuspüren, was ihn da berührt und so sehr kränkt. Es geht doch eigentlich nicht darum, ob er mehr oder weniger angenehme Arbeiten zu tun hat. Worum geht es wirklich? Er merkt, dass bei ihm ein ganz altes Gefühl berührt wurde in diesem Konflikt. Als Ältester von drei Geschwistern hörte er zu Hause oft: "Du bist der Älteste, sei vernünftig und übernimm Verantwortung auch für deine Geschwister." Er sollte sich unterordnen und eigene Bedürfnisse zurückstellen. Diese Gefühle der Traurigkeit darüber, wenig Raum für eigene Wünsche zu haben, waren durch die aktuelle Situation bei der Arbeit wieder wach geworden. Das zu fühlen entschärfte die Arbeitssituation spürbar. Er merkte, dass er gern bereit war, in bestimmten Bereichen Zugeständnisse zu machen, wenn er in anderen Möglichkeiten bekäme, sich weiter zu entwickeln und seine Fähigkeiten besser einzubringen. Nachdem er wieder bei sich selbst (und bei seinem Gefühl) angekommen war, war es leicht, ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten zu führen und sich aktiv für seine Ziele einzusetzen. Und sein Chef unterstützte ihn gern, denn er sah seine Fähigkeiten und den Nutzen daraus für die Firma. Auf diese Weise machte er eine neue, heilsame Erfahrung: In seiner Firma wird es geschätzt, wenn er sich mit seinen Ideen einbringt. Er konnte den Konflikt lösen und wieder mit Freude zur Arbeit gehen.
Safi Nidiaye beschreibt in ihrem neuen Buch, wie wichtig es ist, wieder fühlen zu lernen. Denn unsere Gefühle sind wichtige Wegweiser und Energiequellen. Mit ihrer "Körperzentrierten Herzensarbeit" gibt sie den interessierten LeserInnen eine praktikable Methode, wie sie Leiden beenden können, indem sie sich wieder für ihre Gefühle öffnen. Wie sie wieder Zugang zu ihrer inneren Weisheit finden, ihre Intuition schärfen und wirklich das tun, was ihnen entspricht. Wieder zurückfinden zur 'eigenen Ordnung'!


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