30.11.06

Rosarote Brille in der Partnerschaft? Oder wie komme ich klar mit nervigen Alltäglichkeiten?

Kennen Sie das auch, dass Sie sich ertappen bei Gedanken wie: "Wenn doch mein Mann/meine Frau nicht diese Angewohnheit hätte, dann wär einfach alles einfacher und schöner!" Und wenn Sie könnten, würden Sie ihn oder sie gern ein bisschen beeinflussen oder ändern?
Aber leider ist es eine Binsenweisheit, dass wir nur uns selbst verändern können.

Lesen Sie dazu die Geschichte von Anthony de Mello (ich habe sie nur ein wenig gekürzt und zusammengefasst) im nächsten Beitrag.

Murray fand mit seinem Forscher-Team heraus, dass glückliche Paare sehr wohl die Fehler bei ihren PartnerInnen sehen. Aber sie gehen anders damit um als unglückliche Paare. Sie nehmen die "Macken" lockerer: zeigen Verständnis, sehen sie mit Humor oder schauen auch auf die positive Seite der Medaille.

Etwa wenn der Partner Dinge herumliegen lässt: Sie weiß dann, dass er das nicht macht, weil er sie missachtet, sondern dass er wahrscheinlich wieder mit seinen Gedanken ganz woanders ist. Und sie sagt sich: "Da bringt er ein gutes Gegengewicht zu meiner perfektionistischen Ordnung. Seit wir zusammen wohnen, kann ich vieles viel lockerer sehen und auch mal was liegen lassen. Das tut mir gut!" Auf diese Weise wird diese Banalität des Alltags nicht zum Störfaktor der Beziehung.

Nun ist Ihnen sicher schon irgendetwas eingefallen, was Sie nicht ausstehen können an Ihrem Partner. ;-) Dazu möchte ich Ihnen zwei verschiedene kleine Übungen vorschlagen:

1. Versetzen Sie sich in die Position Ihres Gegenübers und stellen Sie sich vor, wie Sie ihm gegenüber auf extreme Art reagieren (sie zeigen ihm z.B. ihre Wut). Und dann schauen Sie, welche Gefühle bei Ihnen dadurch ausgelöst werden und was Sie sich wünschen von der Position Ihres Partners aus.

2. Überlegen Sie sich neue Deutungen des Verhaltens ihres Partners, je mehr, desto besser. Statt nur daran festzuhalten "Er macht das nur, um mich zu provozieren!" nehmen Sie andere Blickwinkel ein: "Wenn ich es genau betrachte, hat er andere Rhythmen. Ich räume gleich alles wieder an Ort und Stelle. Er räumt auch auf, aber eher im Wochenrhythmus, wenn sich schon einiges angesammelt hat." - Das wäre dann beispielsweise ein guter Ansatzpunkt für ein Gespräch. Oder: "Im Moment ist er wirklich besonders eingespannt und deshalb etwas gedankenlos." Oder: "Er hat einfach andere Prioritäten. Hier steck ich zurück. Auf anderen Gebieten habe ich auch meine Freiräume, z.B. ...".
Oder Sie überlegen sich, was es mit Ihnen selbst zu tun hat, dass sie über diese Kleinigkeit so wütend sind. Kann es sein, dass da nur eine alte Wunde in ihnen berührt wird und es weniger um das konkrete Verhalten geht? Vielleicht dass sie sich dadurch missachtet fühlen, dass Ihnen Wertschätzung und liebevolle Zuwendung von Ihrem Partner fehlen? Dann wäre es hilfreich, darüber zu sprechen, anstatt über Ordnung zu streiten!

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